
Thomas D & Bela B sprechen "Faust vs. Mephisto"
Fünfzig Jahre nach der berühmten Gustaf Gründgens-Aufnahme haben sich zwei
Protagonisten der Popkultur Goethes Faust angenommen. Entstanden ist ein
verbaler Schlagabtausch zweier Sprachkünstler, denen es gelingt, Goethes
Verse in der Neuzeit zu verankern. Man darf sich nicht wundern, wenn der
Autor endlich beim Wort genommen wird und Mephisto den Faust vor Verlassen
des Studierzimmers in den Schlaf singt. Himmlisch böse oder teuflisch gut:
Der Faust aufs Ohr.
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Ben Becker spricht "Der Seewolf"
Der Schriftsteller Humphrey van Weyden wird als Schiffbrüchiger
von dem Robbenfänger »Ghost« gerettet. Deren Kapitän
ist der brutale und unberechenbare Wolf Larsen, für den
nur das Recht des Stärkeren gilt. Er degradiert van Weyden
zum Küchenjungen, anstatt ihn im nächsten Hafen an Land
zu lassen. Van Weyden ist zugleich fasziniert und abgestoßen
von der Persönlichkeit Larsens. Als die Schiffbrüchige
Maud Brewster an Bord kommt, beginnt ein Kampf der beiden
unterschiedlichen Männer um die Frau...Interview in den Stuttgarter Nachrichten
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Bela B. Felsenheimer & Catherine Flemming sprechen "Venus im Pelz"
Leopold von Sacher-Masoch hat mit Venus im Pelz einen zeitlosen
Roman geschaffen: Der ewige Kampf zwischen Mann
und Frau als Rollenspiel. „Entweder eine Frau, die mich liebt
oder eine, die mich verachtet, in jedem Fall nichts Halbes”
ist die erotische Wunschvorstellung von Severin, die ihm im
Verlauf des Stückes von Wanda variantenreich erfüllt wird. Ein
Klassiker der Weltliteratur. Mit diesem Text wurde der Autor
ungewollt zum Namensgeber einer sexuellen Perversion. Sein
Name wird immer mit dem „Masochismus“ verbunden bleiben,
auch wenn der Autor sich zu Lebzeiten dagegen heftig
gewehrt hat.
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Thomas D spricht "Die Rede des Häuptling Seattle"
“Wie kann man den Himmel kaufen oder verkaufen? Diese
Vorstellung ist uns fremd. Wenn wir die Frische der Luft und
das Glitzern des Wassers nicht besitzen – wie könnt ihr sie
von uns kaufen?” Die Rede des Häuptling Seattle an den
damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, als dieser ihm sein Land
abkaufen wollte, gilt als eine der größten und bekanntesten Freiheitsreden
überhaupt. Und ihr Bezug ist aktueller denn je. Videoausschnitt anschauen

Nikolai Kinski und Mieze (MIA.) sprechen "Selbstbezichtigung"
“Ich bin auf die Welt gekommen. Ich bin geworden. Ich bin
gezeugt worden. Ich bin entstanden. Ich bin gewachsen. Ich
bin geboren worden. Ich bin in das Geburtenregister eingetragen
worden. Ich bin älter geworden. Ich habe mich bewegt. Ich
habe Teile meines Körpers bewegt. Ich habe meinen Körper
bewegt. Ich habe mich auf der Stelle bewegt. Ich habe mich
von der Stelle bewegt. Ich habe mich von einem Ort zum
andern bewegt. Ich habe mich bewegen müssen. Ich habe
mich bewegen können...” Dazu der Autor: “Selbstbezichtigung
ist ein Sprechstück für einen Sprecher und eine Sprecherin.
Es gibt keine Rollen. Sprecherin und Sprecher, deren Stimmen
aufeinander abgestimmt sind, wechseln einander ab oder
sprechen gemeinsam, leise und laut, mit sehr harten Übergängen,
so daß sich eine akustische Ordnung ergibt”.

Matthias Schweighöfer spricht "Baal"
Der Lyriker Baal kostet das Leben in vollen Zügen aus. Von den Kritikern
wird er gepriesen, von seinen Freunden verehrt und von den Frauen
vergöttert. Gierig nimmt er all das und will noch mehr. Er demütigt die, die
ihn lieben. Er zieht stehlend und betrügend durch die Welt. Als er zum
Mörder wird, ist aus Baals kometenhaftem Aufstieg längst ein tiefer Fall
geworden.

Matthias Schweighöfer spricht "Traumnovelle"
Die "Traumnovelle" um die Nöte des einander entfremdeten Ehepaars Fridolin
und Albertine hat Schnitzler nach einem qualvollen Arbeitsprozess 1925
fertig gestellt. Die Möglichkeit einer ausgeglichenen, durch wechselseitige
Offenheit gefestigten Gemeinschaft von Mann und Frau wird in der Novelle
offenbar bejaht: Obwohl Albertine davon träumte, ihren Ehemann lachend zu
betrügen und ihn foltern zu lassen und trotz Fridolins rachsüchtiger Suche
nach sexuellen Abenteuern im nächtlichen Wien, finden die Eheleute wieder
zusammen und sind am Ende "einander traumlos nah".

André Eisermann spricht "Die Dichtung vom Haschisch"
„Was empfindet man? Was sieht man? Wunderbare Dinge, nicht wahr?
Außergewöhnliche Schauspiele? Ist es wirklich schön? Und wirklich
schrecklich? Und wirklich gefährlich?
Dies sind die gewohnten Fragen, welche die Unerfahrenen mit einer gewissen,
mit einer Furcht vermischten Neugier an die Eingeweihten richten. Sie
stellen sich den Haschischrausch wie ein wunderbares Land, ein
unermessliches Gaukler- und Taschenspielertheater vor, wo alles
bewunderungswürdig und unvorhergesehen ist. Dies ist ein Vorurteil, ein
vollständiger Irrtum...“

Wigald Boning spricht "Die Sterntagebücher"
Mit Ijon Tichy, einem kosmischen Münchhausen der künftigen Jahrhunderte,
schickt Stanislaw Lem den Hörer in die Zukunft und treibt dort ein
höhnisch-launisches, scharfsinnig erfinderisches Spiel. Auf der 7. Reise
gerät Ijon Tichy in eine Zeitschleife und begegnet seinem eigenen Ich der
folgenden Wochentage. Auf seiner 8. Reise soll Tichy als Delegierter für die
Aufnahme der Erdbevölkerung in die Organisation der vereinten Planeten
kandidieren. Doch die Thubaner haben recherchiert und offenbaren
erschreckende Bilder über die Spezies Mensch.

Ralf Bauer spricht "Licht"
Diese Geschichte eines Abschieds, der durch den Unfalltod der Geliebten
unwiderruflich wird, ist vor allem die Geschichte einer Leidenschaft, in der
Beruf und Alltag keinen Platz haben. In der Erinnerung des Ich-Erzählers
ziehen die glücklichen Augenblicke des gemeinsamen Nichtstuns wie
Sommerwolken vorüber - die Ferien im Süden, die langen Nächte und die
scheinbar endlosen Morgenstunden. Eine Liebesgeschichte, als wäre der Traum
Wirklichkeit und die Wirklichkeit Traum.